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Die Region Ozeanien nimmt 1/3 der Erdoberfläche ein. Mit ihren 7.500 Riffen, Atollen und Insel sowie mit einer unglaublichen Anzahl an verschiedenen Sprachen ist sie eine der vielfältigsten Regionen der Erde. Um diese Region besser beschreiben zu können, schlug der französische Entdecker und Geograph Dumont d’Urville 1832 vor, die Inselwelt Ozeaniens in drei Regionen einzuteilen. So entstanden die Regionen Melanesien, Mikronesien und Polynesien.

D’Urvilles Einteilung Ozeaniens steht dabei am Anfang der westlichen Aufteilung der Region in Besitzungen, Kolonien und Verwaltungsbezirke. Ab 1899 besaß auch das Deutsche Kaiserreich Kolonien in Ozeanien. In Melanesien gehörten der Nordosten der Insel Neuguinea (Kaiser-Wilhelms-Land), das Bismarck-Archipel und die nördlichen Salomonen zu den deutschen Besitzungen.

 

Papua-Neuguinea vor, während und nach der Kolonialzeit

Laut den Einschätzungen von Archäologinnen und Archäologen kamen die ersten Menschen durch „Insel-Hopping“ vor ca. 60.000 Jahren auf die Insel Neuguinea und auf die Salomonen. Sie machten sich die Große Eiszeit zu Nutze und überquerten die Landbrücke zwischen Australien und Neuguinea. In der Provinz Western Highlands, im heutigen Papua-Neuguinea, konnten Forscherinnen und Forscher nachweisen, dass Menschen schon vor 20.000 Jahren hier gesiedelt haben. Zudem wurden vor ungefähr 9.000 Jahren erste Lebensmittel wie Sago (das Sago-Mehl wird aus dem Stamm der Sago-Palme gewonnen), Kokosnüsse und Zuckerrohr angebaut. Ebenso begann das Halten von Schweinen. Durch portugiesische und malaysische Händler wurde in der Mitte des 16. Jahrhunderts die Süßkartoffel auf der Insel Neuguinea eingeführt. Das Verfüttern der Süßkartoffel an Schweine führte zu einem intensiveren Halten und Gebrauch der Tiere. Zugleich war der Anbau von Süßkartoffeln im kälteren Hochland ertragreicher, sodass hier weitere Siedlungen entstanden.

Vor und auch noch lange Zeit während des deutschen Kolonialismus lebte die Bevölkerung im Nordosten Neuguineas, auf dem Bismarckarchipel und den Salomonen in kleinen Siedlungen mit bis zu 300 Personen zusammen. Unterschiede zwischen den Mitgliedern dieser Gesellschaften gab es durch Geschlecht und Alter. Frauen waren den Männern in der Regel untergeordnet und hatten keine politische Entscheidungsgewalt. Die Dörfer waren autonome, politische Einheiten und verfügten über keine ausgeprägten Herrschaftssysteme. Die einzelnen Gemeinschaften waren u.a. durch Handel miteinander verbunden. Im Nordosten Neuguineas wurden politische Entscheidungen zwischen den Männern einer Dorfgemeinschaft ausgemacht, dabei nahmen die sogenannten „Big Men“ eine zentrale politische Rolle ein. Diese standen der Dorfgemeinschaft vor. Die Männer, die diese Position innehatten, hatten sie durch besondere eigene Verdienste beispielsweise gute Kompetenzen im Handel, beim Anbau von Lebensmitteln oder im Krieg erhalten. Weil sich diese „Big Men“ immer wieder beweisen mussten, kann ihre politische Stellung als instabil und kurzlebig angesehen werden. Dies führte dazu, dass sich die Verwaltung der Dörfer oft veränderte  und es immer wieder zu Auseinandersetzungen innerhalb der Gesellschaften  aber auch  zwischen unterschiedlichen Dörfern kam. Auf den Inseln im Bismarckarchipel, in den Küstengebieten Neuguineas und auf den Salomonen wurde die Position der „Big Men“ hingegen vererbt.

Die Küste Neuguineas wurde im 16. Jahrhundert von portugiesischen Seefahrern für die westliche Welt entdeckt und als wirtschaftlich uninteressant befunden. Dies lag auch an der dichten Bewaldung der Insel. An dieser Einschätzung änderte sich auch nichts, als die niederländische East-India Company im Jahr 1660 ihr Interesse an der Region erklärte. Erst auf die Fahrt von Louis-Antoine de Bougainville im Jahr 1768 folgten weitere westliche Fahrten in die Region. Vor allem der Walfang und der Handel mit Sandelholz, bêche-de-mer (Seegurken) und Kopra (dem Mark der Kokosnuss) waren lukrative Geschäfte sowohl für die einheimische Bevölkerung als auch für westliche Händler.

Zwischen 1830 und 1870 intensivierte sich die Präsenz von Europäern in der Region, insbesondere durch einen regelrechten Handel mit Arbeitskräften, auch „Blackbirding“ genannt. Die brutale Art der Anwerbung von Arbeitskräften wurde vor allem für die Plantagenarbeit in Australien durchgeführt. Die regelrechte Entführung von Einheimischen wird oft verglichen mit dem transatlantischen Sklavenhandel. Erst 1872 wurde die Anwerbung von Arbeitern durch den „Pacific Islanders Protection Act“ offiziell verboten. Faktisch gab es freilich immer wieder brutale Formen der Arbeiteranwerbung, sei es durch australische, deutsche und englische Kapitäne, die meist im Auftrag von Plantagengesellschaften immer wieder nach billigen Arbeitskräften suchten.

Ab den 1850er Jahren wurde die Region auch für deutsche Handelsfirmen interessant. Mit der Gründung des Neuguinea-Konsortiums im Jahr 1882, aus dem später die Neuguinea-Kompagnie hervorging, manifestierte sich das wirtschaftliche Interesse des Deutschen Kaiserreiches in der Region. Im Rahmen der europäischen Regelungen zur kolonialen Neuordnung der Welt,  wurde 1885 dem Deutschen Kaiserreich der Nord-Osten-Neuguineas (Kaiser-Wilhelms-Land), das Bismarck-Archipel, die nordwestlichen Salomonen mit den Inseln Buka, Bougainville, Choiseul und Ysabel als deutsche Besitzungen zugesprochen. Seit 1885 lag die Landeshoheit bei der Neuguinea-Kompagnie. Auf Grund von Misswirtschaft, die selbst in den kolonialen Kreisen des Kaiserreichs Irritationen auslöste, und zunehmenden Auseinandersetzungen mit den Einheimischen übernahm das Deutsche Reich 1899 die Verwaltung. Im folgenden Jahr vergrößerte sich das deutsche Kolonialreich in Ozeanien noch weiter und zwar auf die in kolonialen Kontexten der Zeit übliche Art und Weise: In Europa wurden außereuropäische Territorien als Gebiete verstanden,  über die man ohne  dass der einheimischen Bevölkerung ein Mitspracherecht oder gar ein Selbstbestimmungsrecht zugestanden wurde, ganz selbstverständlich frei verfügen kann. Die Marshall- und die Gilbertinsel, die Karolinen-, Mariannen- und Palauinseln wie die samoanischen Inseln Upolu und Savai’i wurden so zu deutschen Kolonien.

Im Jahr 1900 war die Erwerbung von Kolonien für das Deutsche Kaiserreich abgeschlossen. Die Bevölkerung Ozeaniens, die nun Teil des deutschen Kolonialreiches sein sollte, machte nur etwa ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland selbst aus. Die unglaubliche Größe der deutschen Besitzungen in Ozeanien führt  dazu, dass das Deutsche Reich in Bezug auf den Umfang der Fläche seiner Kolonien das viertgrößte Kolonialreich hatte. Größer waren nur die kolonialen Besitzungen von Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 wurde die deutsche Kolonie in Melanesien in den ersten Monaten des Krieges von australischen Streitkräften eingenommen. Da vor Ort keine deutschen Soldaten stationiert waren, gingen die einzelnen deutschen Regierungs- und Telegraphenstationen sowie Plantagen und andere Unternehmen ohne größere Widerstände in australische Hand über. Vor Ort lebende Deutsche mussten die Kolonie verlassen und wurden teilweise in australischen Lagern interniert. In Folge des Ersten Weltkriegs wurde aus den ehemaligem deutschen Kolonialgebiet Deutsch-Neuguinea und dem australischen Teil im Südosten der Insel das sogenannte Territorium Neuguinea. Es wurde zum Mandatsgebiet von Australien. Nachdem die Bewohnerinnen und Bewohner des ehemaligen Deutschen Kolonialgebietes jahrelang unter deutscher Verwaltung gestanden hatte, erhielten sie nun erneut mit den Australiern eine Verwaltung von außen.

Im Zweiten Weltkrieg waren die Einwohner dieses Territorium Neuguineas militärisch neutral. Japan nahm im Jahr 1941 den Nordteil der Insel ein. Die australischen und US-amerikanischen Streitkräfte hingegen hatten ihre Station in Port Moresby, der heutigen Hauptstadt Papua-Neuguineas, im Süden der Insel. Sowohl im östlichen Teil der Insel Neuguinea als auch im Bismarck-Archipel kam es zu intensiven Kämpfen zwischen den alliierten und den japanischen Streitkräften. Die Bewohnerinnen und Bewohner arbeiteten sowohl auf japanischer als auch auf australischer Seite als Arbeiter und Informantinnen.

Die Verschiebungen von Besitz- und Eigentumsverhältnissen und die exzessive Ausbeutung der Ressourcen, die erhebliche ökologische und soziale Folgen für die Bevölkerung vor Ort hatten, und die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs  verstärkten das Streben nach Unabhängigkeit. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg nahm der Widerstand gegen die kolonialen Verwaltungen zu. 1972 votierten Papua Neuguinea und zahlreiche weitere Inselstaaten für die Unabhängigkeit, die 1975 offiziell ausgerufen wurde. Zu dem neugeschaffenen Nationalstaat zählt heute der Ostteil der Inseln Neuguinea, sowie die beiden großen Inseln Neubritannien und Neuirland und weitere Inseln des Bismarckarchipels. Ebenfalls Teil Papua-Neuguineas ist die Insel Bougainville. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Insel entschieden sich im Dezember 2019 dafür, von Papua-Neuguinea unabhängig zu werden.

 

Kolonien und Einflusszonen im Asien und dem Südpazifik um circa 1914.[Abb.1]

 

Die deutsche Kolonialherrschaft in Papua-Neuguinea

Nachdem das Deutsche Reich 1899 die Verwaltung der Kolonie übernommen hatte, wurde "Deutsch-Neuguinea" in zwei Verwaltungsbezirke eingeteilt. Von Herbertshöhe und ab 1910 von Rabaul aus wurde das sogenannte Festland verwaltet. Darunter wurde Kaiser-Wilhelms-Land verstanden, der nordöstliche Teil der Insel Neuguineas. Der zweite Verwaltungsbezirk war das Bismarck-Archipel mit den beiden großen Inseln, Neubritannien und Neuirland, die damals Neu-Pommern und Neu-Mecklenburg hießen, sowie den Inseln der Salomonen.

Eine direkte Anbindung "Deutsch-Neuguineas" an das Kaiserreich war auf Grund der enormen Entfernung schwierig. 1912 dauerte die Reise von Hamburg nach Rabaul 42-49 Tage. Da es bis 1914 keine telegraphischen Verbindungen gab und es Funkstationen nur auf den Inseln Yap (1905) und auf Nauru (1913) gab, die weit vor der Küste Neuguineas lagen, war auch die Nachrichtenverbindung sehr schlecht.   Auf Grund dieser schwierigen Verhältnisse der Nachrichtenübermittlung mussten dringende Entscheidungen vor Ort ohne eine Rücksprache mit Berlin getroffen werden. Der Einfluss des Gouverneurs auf die Strukturierung und Verwaltung der deutschen Kolonie war somit enorm.

Einer der einflussreichsten Gouverneure für die deutsche Kolonie Neuguinea war Albert Hahl. Er verwaltet die Kolonie von 1902 bis 1914. Hahls oberstes Ziel war es, das Territorium für die wirtschaftlichen Interessen der großen deutschen Plantagengesellschaften genauso wie für Handelsgesellschaften, aber auch für einige einzelne Farmer attraktiv zu machen zum einen, um eine koloniale Verwaltung aufzubauen zum anderen. Dabei ging er davon aus, dass es sinnvoll sei, die bestehenden lokalen Herrschaftsstrukturen zu nutzen. Ohne freilich vertiefte Kenntnisse von diesen auch in den jeweiligen Regionen durchaus unterschiedlichen Herrschaftsstrukturen zu haben, musste ein solcher Versuch scheitern. Zwar setzte Hahl einheimische Verwaltungsbeamte, sogenannten luluai, ein. Deren Aufgaben war es, kleinere Konflikte zu regeln, bestimmte Quoten unbezahlter Arbeit durch die Bewohnerinnen und Bewohner einer Gemeinschaft durchführen zu lassen und die Kopfsteuer einzutreiben, von der 10% an den luluai gingen. Und doch kam es immer wieder zu Konflikten zwischen den luluai und der von ihm zu verwaltenden Gemeinschaft. Ja, ganze Regionen galten aus deutscher Perspektive als regelrechte Widerstandsnester. Herbertshöhe, Madang, die Varazin Berge und die Region der Baining waren alles Regionen, die sich gewaltsam gegen die Deutschen auflehnten. Solche Auseinandersetzungen endeten oftmals in sogenannten Strafexpeditionen, d.h. der Gouverneur sandte Polizeitruppen in die Gebiete, um die Aufständischen häufig mit äußerster Gewalt zu bestrafen. Neben solchen Konfliktsituationen entzündeten sich zahlreiche Konflikte an den Versuchen, gewaltsam Arbeiter anzuwerben und schließlich gab es auch weiterhin lokale Auseinandersetzungen zwischen der Bevölkerung vor Ort.

Trotz zahlreicher Versuche von Seiten Hahls, koloniale Verwaltungsstrukturen aufzubauen, blieb die deutsche Herrschaft immer nur Flickwerk. Das Gebiet war zu groß, die einheimische Bevölkerung hatte wenig Grund, sich dem deutschen Machtanspruch zu fügen und überdies gab es zahlreiche Konflikte zwischen der deutschen Verwaltung und den Plantagenbesitzern einerseits und zwischen Mission und Verwaltung aber auch den Pflanzern andererseits.1914 waren das Gebiet um den Huon-Golf die einzige Region, in der der koloniale Einfluss bis zu 50km von der Küste ins Landesinnere reichte. Ansonsten beschränkte sich der deutsche Einfluss vor allem auf die Küstenregionen. 

Aber auch der wirtschaftliche Nutzen der Kolonie für das Deutsche Kaiserreich war sehr gering. Obschon einige größere Plantagengesellschaften, zahlreiche Bremer und Hamburger Handelsgesellschaften und auch die Jaluit Gesellschaft, die auf der Insel Jap  Phosphat abbauen ließ, durchaus teilweise wirtschaftlich ganz erheblich von der Kolonie profitierten, blieb die wirtschaftliche Ausbeutung weit hinter den deutschen Erwartungen zurück. Im Jahr 1913 hatte die Kolonie einen Anteil von 0,06% am Gesamthandel des Deutschen Kaiserreiches. Dabei wurde vorrangig mit Kopra (dem Mark der Kokosnuss) gehandelt. Hinzu kamen Produkte wie Kakao, Kautschuk, Kaffee und Tabak. Und doch kostete die Arbeit in den Phosphatminen und auf den Plantagen viele Melanesier, aber auch Chinesen und Inder, die ab 1900 vermehrt angeworben wurden, das Leben. Genaue Zahlen fehlen, und doch beunruhigte die hohe Sterblichkeit bereits die deutschen Zeitgenossen.

Neben dem wirtschaftlichen Nutzen war "Deutsch-Neuguinea" auch für die Wissenschaft von Interesse. Ab den 1880er Jahren trafen die Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort immer häufiger auf europäische Reisende, die ihre Lebensweise und ihre Kultur studieren wollten beziehungsweise Objekte wie Masken, aber auch halbe Häuser teilweise gewaltsam sammelten. Andere wiederum interessierten sich vor allem für menschliche Überreste, die man für die im Kaiserreich sehr populäre anthropologische Forschung benötigte. Die lokale Bevölkerung war aktiv an den Forschungen beteiligt, indem sie als Polizeisoldaten, Informantinnen, Träger oder Übersetzer arbeiteten. Gouverneur Hahl unterstützte viele dieser Forschungsexpeditionen. Durch gezielte Vorschläge und Einladungen auf seine Kontrollfahrten durch die Kolonie wollte er die Ergebnisse der meist deutschen Wissenschaftler dazu nutzen, die Kolonie besser verstehen und verwalten zu können.

Personen, die vor Ort forschten waren u.a. Pauline und Richard Neuhauss sowie Leonard Schultze-Jena. Einige der von ihnen gesammelten Objekte befinden sich heute in der Ethnologischen Sammlung in Göttingen. Zu dieser Sammlung aus Neuguinea gehören auch Stücke des Kolonialbeamten Georg Irmer, der in den 1870er Jahren in Göttingen Philosophie und Geschichte studierte. Ein weiterer Göttinger, der nach "Deutsch-Neuguinea" reiste, war Alfred Leber, Professor für Augenheilkunde. Er war in den Jahren 1913/1914 wissenschaftlicher Leiter der „Medizinisch-Demographischen Deutsch-Neuguinea-Expedition“ des Reichskolonialamtes.

Postkarte aus der deutschen Kolonie Neuguinea: "Gruss von den Karolinen Inseln. Stationsgebäude der deutschen Regierung in Palau." Das Jahr ist unbekannt.[Abb.2] 

 

Erinnerungen an die deutsche Kolonialzeit in Papua-Neuguinea

Im heutigen Nationalstaat Papua-Neuguinea erinnert nicht mehr viel an die aktive deutsche Kolonialzeit zwischen 1899 und 1914. Geblieben sind vor allem deutsche Bezeichnungen, die bis heute geographischen Orten einen Namen geben und somit an die ehemalige Kolonialmacht erinnern. So heißt der höchste Berg des Landes weiterhin Mount Wilhelm und ist Teil der Bismarck-Kette.

Einen großen Einfluss auf die Kultur und das soziale Leben der lokalen Bevölkerung hatten Missionarinnen und Missionare, unter ihnen die protestantische Neuendettelsauer Mission und der Steyler Missionsorden. In der deutschen Missionsstation der Herz-Jesu-Station im damaligen Herbertshöhe, heute Kokopo, entstand die einzige Deutsche kreol-sprache „Unserdeutsch“. In der Station lebten und lernten Kinder die europäisch-melanesischen Elternteilen hatten. Die Schülerinnen und Schüler verbanden das gelernte Deutsch mit dem vor Ort gesprochenen Tok Pisin und erschufen so eine neue Sprache. Sie wird heute nur noch von einigen wenigen älteren Menschen beherrscht. Zudem wurde in Madang die „Divine Word University“ der Steyler Mission gegründet. Sie besitzt noch heute eine deutsche Büchersammlung.

In der Universitätsstadt Göttingen erinnert heute nichts mehr an die einstige deutsche Kolonie in Ozeanien. Sichtbar wird die gemeinsame Geschichte Deutschlands und Papua-Neuguineas nur durch verschiedene Objekte, die sich heute in der ethnologischen Sammlung der Universität befinden. Die Aufarbeitung der Objekte, ihrer Sammlerinnen und Sammler und der Akteurinnen und Akteure in Papua-Neuguinea hat aber gerade erst begonnen, und wird im Rahmen eines Verbundprojektes niedersächsischer Museen (PAESE-Projekt) durchgeführt.[1] Andere Spuren dieser Kolonie lassen sich in der Göttinger anthropologischen Sammlung finden, die Hunderte von Schädeln aus Ozeanien enthält. Auch diese werden erst seit allerjüngster Zeit erforscht.[2]

 

Von Sara Müller

 

 

Literaturhinweise

Peter J. Hempenstall: Pacific Islanders under German Rule. A Study in the meaning of colonial resistance, Canberra 1978.

Hermann Hiery: Die deutsche Südsee 1884-1914, Paderborn 2002.

Gundolf Krüger: Ozeanien (Südsee), Ethnologische Sammlung, in: Georg-August-Universität Göttingen: Die Sammlungen, Museen und Gärten der Universität Göttingen, S. 42f.

Hermann Münckler: Einführung in die Ethnologie Ozeaniens, Wien 2009.

 


[1] Online unter: https://www.postcolonial-provenance-research.com/?lang=en (Letzter Zugriff: 17.2.2020).

[2] Pressemitteilung online unter: https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=5812 (Letzter Zugriff: 17.2.2020).

 


Abbildungen

[Abb.1] Online unter: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:East_Asia_and_Oceania_1914-de.svg (Letzter Zugriff: 15.4.2020). Urheber: Skimel. Lizenz: CC BY-SA 3.0

[Abb.2] Bildarchiv der Deutschen Kolonialgesellschaft, Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, Bildnummer: 066-4200-072. Urheber: Fritz (Möller Photoalbum).