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Als die auf verschiedenste Weise mit der Universität Göttingen verbundenen Forscher Moritz Büsgen, Albert Peter und Karl Dove für ihre Forschungszwecke ins heutige Namibia reisten, handelte es sich dabei bereits um eine deutsche Kolonie. Letzterer verfasste ganze Bücher, in denen er die Bevölkerung und die Natur vom damaligen „Deutsch Südwestafrika“ (DSWA) zusammenfassen und beschreiben wollte,[1] während die anderen beiden botanische und forstwissenschaftliche Untersuchungen vornahmen und zum Teil als ihre eigenen "Entdeckungen" ausgaben.

Doch nicht nur der Geograph Karl Dove versuchte immer wieder in seinen Veröffentlichungen, die riesige geographische Fläche „auf den Nenner“ zu bringen. Dies funktionierte im damaligen Kontext nur aus einem Grund: die Grenzen, in die die Menschen und die Landschaft "DSWAs" gezwungen wurden, waren im Verhältnis zur Menschheitsgeschichte auf dem afrikanischen Kontinent sehr jung. Dass lag daran, dass sie Produkt strategischer Verhandlungen von Kolonialmächten waren und nichts mit den bestehenden Strukturen der Lokalbevölkerung zu tun hatten. Archäologische Funde zeigen, dass der Raum seit jeher von ständigem Wandel durch klimatische und gesellschaftliche Veränderungen geprägt war und eine Vielzahl von sehr unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen dort lebte. Diese standen – unter anderem durch große Bevölkerungswanderungen bedingt – im ständigen Kontakt und Konflikten miteinander und waren durch Handelsverträge miteinander verbunden. Einige der größten, bis heute in Namibia existierenden Gruppen bezeichnen sich selbst als Nama, San, Hereros, Ovambo, Damara und Basterds.

 

Ende des 19. Jahrhunderts sahen EuropäerInnen das erste Mal die Felsmalereien der sogenannten „White Lady“ beim Brandberg in Namibia und vereinnahmten diese als „europäische Entdeckung“. Anhand der Namensgebung und der Untersuchung dieser Felsmalereien wird deutlich, wie sehr sie versagten, die vorkoloniale Geschichte anzuerkennen: so wurde sie zunächst als Beweis für die Anwesenheit „weißer“ Menschen in Namibia oder sogar als Zeichnung von „weißen“ Menschen am Brandberg interpretiert. Heute sind sich ForscherInnen aber einig, dass es sich bei der „Weißen Dame“ weder um eine Frau, noch um einen Europäer, sondern um einen bewaffneten Mann mit Körperbemalung handelt. Den Namen behielt die Zeichnung trotzdem bei.[Abb.1]

 

Namibia vor, während und nach der Kolonialzeit

Das vorkoloniale Namibia war durch zahlreiche Staaten, Gemeinwesen und Königreiche strukturiert, zwischen denen es immer wieder zu Kriegen und sich wandelnden Hierarchien kam. Die einflussreichsten Autoritäten waren ab dem späten 18. Jahrhundert Jonker, Maharero und später Witbooi. Mit Ankunft europäischer HändlerInnen richten sich die Kämpfe ebenfalls gegen diese, allerdings kam es auch häufig zu Abkommen zwischen namibischen und europäischen HändlerInnen oder ForscherInnen. Missionsgesellschaften und -orden, allen voran die Rheinische Missionsgesellschaft, traten als (Handels-)Vermittler auf und gewannen an Einfluss auf den Handel und die Infrastruktur.[2] Ihre Missionsversuche waren allerdings nicht in allen Regionen so erfolgreich wie erhofft. Der erste Europäer, der einen Fuß auf namibisches Land setzte, war Bartholomeu Dias im Jahre 1488. Wegen der gefährlichen Küstenströmungen blieb Namibia aber lange Zeit von großen europäischen Siedlungs- und Handelsbestrebungen verschont. Seit die Niederlande 1652 das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung in Besitz genommen hatte und der Küstenhandel weiter ausgebaut wurde, gelangte auch Namibia mehr ins Visier der Kolonialmächte Großbritannien und Niederlande. Die wirtschaftlichen Interessen der EuropäerInnen lagen vor allem bei den reichen Bodenschätzen (Kupfer, Marmor und die ab dem 20. Jahrhundert entdeckten Diamantenvorkommen), der Viehzucht und den Handelsverbindungen zu den anderen Kolonien.

Seit den 1730ern hatte sich der Handelskapitalismus von Südafrika ausgehend in Namibia ausgebreitet, was grundlegende Veränderungen der Region mit sich brachte. So blieb die Bevölkerung auch nicht von dem portugiesischen Sklavenhandel nach Amerika verschont. Die namibischen Gesellschaften waren bis in die 1890er durch Ungleichheit, Abhängigkeit, Gewalt, Schulden, Alkoholsucht, aber auch Naturkatastrophen wie Dürrezeiten und eine verheerende Rinderpest geschwächt worden. Dies waren Voraussetzungen, die der Errichtung einer deutschen Kolonie zugutekamen. Auf der Westafrika-Konferenz in Berlin 1884–1885 wurden wichtige Grundsteine für die Inbesitznahme der Kolonien zu Papier gebracht, weshalb diese Konferenz oft als Gründungsdatum der Kolonie "DSWA"genannt wird. Die dabei gezogenen deutschen und portugiesischen Grenzlinien durchbrachen Königreiche, Dörfer und bereits vorhandene Grenzen. Bis 1915 blieb Namibia eine deutsche Kolonie. Mit Einbruch des Ersten Weltkrieges zeichnete sich aber schnell das Ende der deutschen Herrschaft ab: Südafrika – zu dem Zeitpunkt britische Kolonie – kämpfte auf Seiten der Alliierten gegen Deutschland und marschierte 1914 in "DSWA" ein. Am 9. Juli 1915 kapitulierten die Deutschen und "DSWA" fiel unter südafrikanische Herrschaft. Mit dem Versailler Vertrag wurde Südafrika das offizielle Mandat [3] über Namibia erteilt.

Trotz anfänglicher Milde machten sich die kolonialen Absichten der neuen südafrikanischen Regierung schnell bemerkbar. Die sogenannte Arbeitsfrage blieb nach wie vor die zentrale Frage der Kolonialherrschaft im 20. Jahrhundert. Viele ArbeiterInnen wurden mit dem Ziel der Rassentrennung (Apartheit) in Reservate übergesiedelt. Immer wieder reagierte die namibische Bevölkerung mit Aufständen. Doch auch zwischen den südafrikanischen und namibischen Weißen herrschte ein Machtkampf um Herrschaft und wirtschaftliche Vormacht. Kurz nachdem nationalsozialistische Funktionäre nach Namibia reisten, auf großen Zuspruch trafen und Ableger der NSDAP und der Hitlerjugend gegründet wurden, verbot die südafrikanische Regierung nationalsozialistische Propaganda und Organisationen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann sich organisierter Widerstand in Teilen der namibischen Bevölkerung zu formieren. Grund dafür war unter anderem die zunehmende Festigung der Apartheits-Strukturen. Aus diesen entstanden in den 1950ern nationalistische Bewegungen. Die bedeutendste war die South West Africa People‘s Organisation (SWAPO) unter der Führung von Sam Nujoma. Als zunehmend klar wurde, dass die Unterdrückung und die Apartheit Südafrikas nicht mit friedlichen Protesten oder diplomatischen Mitteln durch die UN bekämpft werden konnten, begann 1966 im Norden Namibias der (bewaffnete) Unabhängigkeitskampf. Dieser sollte die nächsten dreißig Jahre aus Guerilla-Angriffen, Generalstreiks und diversen erfolglosen Verhandlungen mit der Regierung andauern. Erst 1989 wurde die Dekolonisierung Namibias greifbar und die erste als frei und fair eingestufte Wahl fand statt. Am 21. März 1990 wurde Namibia offiziell für unabhängig erklärt und der erste Präsident Namibias, Sam Nujoma (SWAPO-Partei), vereidigt.

 

Die deutsche Kolonialherrschaft in Namibia

Ein Jahr bevor Namibia zum deutschen Schutzgebiet[4] erklärt wurde, hatte der deutsche Händler Adolf Lüderitz mit zahlreichen Landkäufen begonnen. Dabei hatte er die wirtschaftlich und militärisch geschwächte Situation der namibischen Autoritäten ausgenutzt und sie teilweise mit Alkohol und Betrug über den Tisch gezogen. Dem vorangegangen waren „Schutz“-, beziehungsweise Machtsicherungs-Verträge zwischen britischen, deutschen und afrikanischen Autoritäten (Kapteine). Viele namibische Kapteine ließen sich darauf ein, weil sie hofften, so ihre Macht zu sichern und militärische Unterstützung von den EuropäerInnen zu bekommen. Einer der einflussreichsten Kapteine vor Beginn der deutschen Kolonialherrschaft, der Nama Hendrik Witbooi, verweigerte mehrere solcher Vertrags-Angebote. Das Deutsche Kaiserreich verkaufte an mehrere deutsche Unternehmen Land und Schürfrechte. Dadurch wurde nach und nach die Kontrolle über die namibischen Gebiete gewonnen. Die Landkäufe waren unter anderem ermöglicht worden, weil Witboois Konkurrent Maharero zwei Schutzverträge mit den Deutschen abgeschlossen hatte.

Als die Mahareros und Witboois Frieden miteinander schlossen, kam es 1893 unter der Führung Curt von François, der zeitweise auch in Göttingen stationiert gewesen war, zum ersten militärischen Angriff der Deutschen auf Witboois Hauptquartier. Von François‘ Nachfolge-Gouverneur Theodor Leutwein gelang es im Anschluss, auch die letzten aufständischen Gruppen, wie etwa die Witboois, mit Gewalt und Androhungen unter Vertrag zu setzen.

Die Entwicklung der Kolonialisierung beschleunigte sich. Eisenbahnlinien, Häfen, Straßen, Verwaltungsstrukturen und deutsche Städte wurden errichtet. "DSWA" entwickelte sich zur größten deutschen Siedlerkolonie. Bis zum Ersten Weltkrieg siedelten zum Beispiel auch 133 ehemalige Schüler der Kolonialschule in Witzenhausen in Namibia. Die Lokalbevölkerung wurde dabei als billige Arbeitskraft oder unter Zwangsarbeit auf den Bauernhöfen, dem Bau von Infrastruktur und im Bergbau eingesetzt. Ein Großteil der deutschen Unternehmen und SiedlerInnen forderte großflächige Landenteignungen zu eigenen wirtschaftlichen Vorteilen, was Leutweins brutale Kolonialpolitik anfeuerte.

 

Karte des Landbesitzes und der Minenrechtsansprüche (1914) in der deutschen Kolonie Südwestafrika.[Abb.2]

 

Der Deutsch-Namibische Krieg und der Völkermord

„Frieden“ gab es in der deutschen Kolonie Südwestafrika nie. Die Atmosphäre war angespannt und von niedergeschlagenen Aufständen, verheerenden Folgen einer Rinderpestepidemie 1897, zahlreichen Konflikten und permanent angedrohter und ausgeführter Gewalt der Kolonialherren geprägt. 1904–1908 gipfelte die Wut über die wirtschaftliche, gesundheitliche und politische Schwächung der Lokalbevölkerung in einem großen Widerstandskrieg gegen die Deutschen. Einige Kapteine schlossen sich den von den Hereros begonnenen Aufständen an, andere – wie zum Beispiel die Witboois – kämpften zunächst schutzvertragsgemäß auf der Seite der Deutschen. Unter General Lothar von Trotha nahm der Krieg eine brutale Wendung. Aus dem in Göttingen stationierten 2. Kurhessischen Infanterie-Regiment Nr.82 [5] meldeten sich über 100 Göttinger nach Aufrufen im Göttinger Tageblatt freiwillig, um als Soldaten in DSWA zu kämpfen. 42 von ihnen wurden tatsächlich rekrutiert, was 5% der deutschen Truppen dort entsprach. Mit dem mehrfach verkündeten Ziel, das Volk der Herero zu vernichten, ließ von Trotha nach der gewonnenen Schlacht am Waterberg alle Überlebenden in die Omaheke Wüste treiben und alle Wasserstellen besetzen. Der Großteil der Hereros wurde erschossen oder verdurstete in der Wüste. Die Überlebenden, denen die Flucht in die Nachbarländer nicht gelang, wurden in sogenannte „Konzentrationslager“ gebracht. Kurz darauf brachen auch im Süden, Osten und Westen von Namibia (Guerilla-)Kriege anderer Bevölkerungsgruppen, wie zum Beispiel der Witbooi- oder der Fransman-Nama, aus. Der Krieg wurde erst 1909 für beendet erklärt.

Obwohl von Trotha im Dezember 1904 offiziell den Vernichtungsbefehl zurückgezogen hatte, wurden nach dem Krieg zahlreiche Internierungslager für die besiegten Männer, Frauen und Kinder errichtet. Ein Großteil dieser starb dort an den Folgen von unwürdigen Lebensbedingungen, Zwangsarbeit, physischer und sexueller Gewalt oder Krankheiten. Weiterhin kam es zu willkürlichen Erschießungen und Hinrichtungen. Auch die in Namibia verteilten Missionsstationen errichteten Lager. Vermutlich kam die Hälfte aller Häftlinge dort ums Leben. Insgesamt starben 1904–1909 groben Schätzungen zufolge 35.000 – 65.000 Herero und 10.000 Nama, ganze Familien und Bevölkerungsgruppen wurden ausgelöscht.

Bis 1915 versuchten die Deutschen ihre Kolonialmacht weiterhin zu sichern. Dafür waren Arbeitskräfte notwendig, um wirtschaftlich konkurrenzfähig zu bleiben. Vor allem der Berg- und Diamantenabbau in Namibia forderte mehr Arbeitskräfte als nach Kriegsbeginn vorhanden waren. Durch brutale Arbeitsgesetze, Straf- und Kontrollmaßnahmen sollte die besiegte Lokalbevölkerung zu untergebenen, land- und besitzlosen Arbeitskräften „erzogen“ werden. Alle mussten sich bei den deutschen Behörden registrieren und Identifikations-Metallscheiben um den Hals tragen. Wie auch in den letzten Jahrzehnten wurden zahlreiche Widerstandsversuche immer wieder niedergeschlagen. Wie brutal und rücksichtslos der deutsche Kampf um den „Platz an der Sonne“ [6] also war, wird an allen Stationen der namibisch-deutschen Kolonialgeschichte deutlich.

 

„Aufruf an das Volk der Herero“ – Vernichtungsbefehl von Lothar von Trotha (1904), einzige erhaltene Kopie aus den Botswana National Archives[Abb.3]

 

Erinnerung an die namibische Kolonialzeit

Die auf Vernichtung ausgerichtete Kriegsführung und Errichtung der Konzentrationslager veranlassen viele ExpertInnen, die Handlungen der Deutschen als Genozid im Sinne der Völkermords-Konvention der UN einzustufen. Es dauerte allerdings bis 2016, bis die deutsche Bundesregierung die deutsche Kriegsführung ebenfalls als Kriegsverbrechen und Völkermord anerkannte. An Aufarbeitung oder daraus entstehenden juristischen Folgen, wie etwa Reparationszahlungen, mangelt es nach wie vor. In Namibia wird bis heute vielerorts an den Genozid erinnert und um Anerkennung und Wiedergutmachung gekämpft. Unter vielen Deutsch-NamibierInnen, die sich gern noch als „Südwestler“ bezeichnen, wird der Völkermord-Begriff allerdings nach wie vor abgelehnt.

In Göttingen erinnert heute kaum etwas an die Kolonialzeit in Namibia. Wer aufmerksam in Richtung Geismar läuft, wird allerdings an einer Straßengabelung das Südwestafrika-Denkmal entdecken. Dieses wurde 1910 zu Ehren der gefallenen Soldaten im Krieg in "DSWA" errichtet und drei Jahre später um einen bronzenen Adler ergänzt, der in den 70ern demontiert wurde. Seit 2007 befindet sich eine Informationstafel der Stadt Göttingen vor dem Denkmal, auf der auf die Kriegsverbrechen – nicht aber auf den Genozid – der Deutschen hingewiesen wird. Die Basisgruppe Geschichte der Universität Göttingen fordert im Anschluss an langjährige Kritik an der Kolonialverherrlichung des Denkmals die Demontage dieses.[7]

Vereinzelt gibt es Vorträge oder Programme zum deutsch-namibischen Austausch. Die universitäre Auseinandersetzung mit der Rolle Göttingens im Kolonialismus steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. In Anbetracht der „Kolonialeuphorie“, der universitären Verknüpfungen und der konkreten Verbindung zur Kolonie "Deutsch-Südwestafrika", scheint dieser Teil der Geschichte im Göttinger Stadtbild nahezu vergessen.

 

Das „Südwestafrika-Denkmal“ an der Gabelung der Geismarer Landstraße und dem Friedländer Weg vor und nach einer Protestaktion im Zuge der Black Lives Matter-Demonstrationen.[Abb.4]

 

 

Von Merle Ayecke

 

 

Literaturhinweise

Reinhart Kößler, Genocide, Apology and Reparation – The Linkage Between Images of the Past in Namibia and Germany, Linden 2007, Online unter: http://www.freiburg-postkolonial.de/Seiten/Koessler-Linkages-2007.pdf (Letzter Zugriff: 27.11.2019).

Marion Wallace/John Kinahan, Geschichte Namibias. Von den Anfängen bis 1990, Basel 2015.

Jürgen Zimmerer/Joachim Zeller (Hg.), Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Der Kolonialkrieg (1904 – 1908) in Namibia und seine Folgen, Berlin 2016.

 


[1] Karl Dove, Südwest-Afrika. Kriegs- und Friedensbilder aus der ersten deutschen Kolonie, Berlin (1896); Karl Dove, Deutsch-Südwest-Afrika, Berlin (1903); Karl Dove, Die Deutschen Kolonien IV. Südwestafrika, Berlin—Leipzig (1913).

[2] Missionsgesellschaften und Missionsorden: Als Missionsgesellschaften und Missionsorden bezeichnet man Organisationen, die MissionarInnen losschicken, um die eigene Religion zu verbreiten, fremde Bevölkerungsgruppen zu erziehen oder Hilfe zu leisten. In der deutschen Geschichte handelt es sich um christliche Missionen, die eng mit der deutschen Kolonialverwaltung in den verschiedenen Kolonien zusammenarbeiteten. Mehr dazu: http://www.leipzig-postkolonial.de/htmls/02_thms/02_10-missionen.html

[3] Mandat: Seit 1919 wurden den Mitgliedsstaaten des Völkerbundes Vormundschaft über die ehemaligen deutschen Kolonien, sowie die ehemaligen türkischen Gebiete Vorderasiens erteilt. Der Auftrag war es, diese Gebiete treuhänderisch (also im Interesse der Mandatare) zu verwalten.

[4] Als Schutzgebiet bezeichnete man die deutschen Kolonien in Afrika und in der Südsee bis 1918. Das Ziel war zu der Zeit, die aufgebauten Handelsstützpunkte zu schützen, um die deutschen Handelsvorteile zu sichern.

[5] Ein Infanterieverband der Preußischen Armee. Dabei handelt es sich in der Regel um zu Fuß marschierende Soldaten, die mit Handwaffen ausgerüstet sind. Sie war unter anderem in Göttingen stationiert, weshalb der Hiroshima-Platz beim Neuen Rathaus bis 1992 „82er Platz“ hieß.

[6] Dieses Zitat geht auf den späteren Reichskanzler Bernhard von Bülow zurück, der 1897 in einer Reichstagsdebatte als Staatssekretär im Auswärtigen Amt eine expansivere Kolonialpolitik forderte: „wir wollen niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne. In Ostasien wie in Westindien werden wir bestrebt sein […], ohne unnötige Schärfe, aber auch ohne Schwäche unsere Rechte und unsere Interessen zu wahren.“ 

[7] Die vollständige Stellungnahme der Basisgruppe Geschichte ist hier zu finden: https://www.uni-goettingen.de/de/document/download/b3dd28d76ca53acc578341854ec3659d.pdf/Go%CC%88ttingen%20Dekolonisieren_Basisgruppe%20Geschichte.pdf (letzter Zugriff: 7.7.2020).


Abbildungen

[Abb.1] Foto: Privatbesitz von Merle Ayecke (2018).

[Abb.2]  Online unter: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Karte_des_Landbesitzes_und_der_Minengerechtsame_in_Deutsch-S%C3%BCdwestafrika.jpg (Letzter Zugriff: 15.4.2020). Urheber: Max Moisel/Paul Sprigade. Standort: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. Lizenz: Public Domain (CC0 1.0, PD-Old, PD-US).

[Abb.3]  Online unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:VonTrothaVernichtungsbefehl.jpg (Letzter Zugriff: 15.4.2020). Urheber: Lothar von Trotha. Trotz intensiver Bemühungen konnte keinE UrheberIn des Scans ermittelt werden, eventuelle RechteinhaberInnen bitten wir um Benachrichtigung. Standort: Botswana National Archives RC ll/l. Rechtlicher Hinweis: Der Urheber des Briefes ist seit über 70 Jahren tot. Vermutlich handelt es sich also um ein gemeinfreies Werk (Public Domain [CC0 1.0, PD-Old, PD-US]).

[Abb.4] Linkes Foto: Privatbesitz von Merle Ayecke (2019); Rechtes Foto: Basisgruppe Geschichte (2020).