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Otto Tetens (1865–1945) war ein deutscher Forscher, welcher zwischen 1902 und 1905 auf Samoa als Gründer und Direktor des dortigen Observatoriums tätig war. Er studierte Mathematik, Physik und Astronomie in diversen Städten und arbeitete ab 1888 in verschiedenen Sternwarten. Ab 1902 war Tetens im Dienst für die Königliche Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Auf der pazifischen Insel Samoa war er in den Bau des Observatoriums involviert und führte meteorologische Beobachtungen und Messungen durch. Der Aufbau des Observatoriums sowie die wissenschaftlichen Untersuchungen wurden dabei mithilfe samoanischer ArbeiterInnen durchgeführt. In Göttingen war man mit der Arbeit des Wissenschaftlers jedoch nicht zufrieden. Man beschwerte sich unter anderem über lückenhafte Beobachtungen, fehlende Reaktion auf „dringliche Anfragen“ und eine Überforderung mit den erdmagnetischen Beobachtungen. Daraufhin wurde Tetens 1904 durch Franz Linke als Direktor ersetzt. Während seiner Arbeit auf Samoa ging Tetens seinem Hobby, der Fotografie, nach und fertigte dabei viele Aufnahmen der samoanischen Landschaft und Bevölkerung an. Tetens war weder als Fotograf noch als Ethnograph ausgebildet, dennoch ging er beiden Tätigkeiten nach. Die Fotos zeigen in vielen Fällen SamoanerInnen in traditioneller Kleidung und bei der Durchführung von Ritualen. Einige Fotos zeigen die rituelle Zubereitung von „Kawa“, welches zu besonderen Anlässen in einer Zeremonie getrunken wurde. Die Aufnahmen waren gestellt, wurden im Kaiserreich jedoch als authentische Zeugnisse der samoanischen Kultur gewertet. Es handelt es sich bei den Fotos aber nicht um objektive Darstellungen der Realität im damaligen Samoa. Vielmehr vermitteln die Bilder einen stark europäisch geprägten Blick auf die SamoanerInnen und ihre Kultur. Die von Tetens gemachten Fotos waren also zum Einen durch die europäische Sichtweise auf die Pazifikinsel geprägt und vertieften diese zum Anderen noch weiter, da sie als wissenschaftliche Zeugnisse angesehen wurden.

 

Von Oliver Behrends

 

 

Literaturhinweis

Tobias Sperlich, Samoa in Miniatur. Fotografien als koloniale Informationsquelle über das Leben in der Südsee, in: Fotogeschichte Jahrgang 33 (2013), H. 128, 15-24.